Kleiner Ratgeber für Touristen
Das richtige Reiseland?
Der Urlaub soll Spaß machen. Damit es kein Reinfall wird sollten Sie wissen was Sie wollen und was Sie am Urlaubsziel erwartet. Sind sie ein Abenteuertyp, dann ist ein 14-tägiger Pauschalurlaub in einem Strandhotel nicht das richtige für Sie. Vielleicht sind Sie dann in Madagaskar besser aufgehoben. Wer sich auf Madagaskar einlässt sollte weder Luxus und noch Bequemlichkeit erwarten. Selbst Naturliebhaber sind beizeiten enttäuscht, denn intakte Naturräume sind rar geworden und der Tierreichtum ist bescheidener als in Ostafrika
Die innere Einstellung?
Selbst die beste Vorbereitung kann nicht verhindern, dass am Urlaubsort dann doch alles anders ist als erwartet. Dies gilt in besonderem Maße für Madagaskar. Selbst erfahrene Madagaskarreisende werden selten sagen können, eine Reise sei vollkommen nach Plan verlaufen. Reiseführer sind zumeist schon am Tag ihrer Veröffentlichung veraltet, weil die politische oder wirtschaftliche Lage sich geändert hat, Hotels kurzerhand geschlossen wurden oder Sehenswürdigkeiten verschwunden sind. Da hilft nur innere Ruhe und die Bereitschaft, sich mit der jeweiligen Situation gekonnt auseinander zusetzen. Dies ist dann mehr, als nur das beste aus der Sache zu machen. In Madagaskar sollten Improvisation, Verständnis für die Situation und Geduld feste Bestandteil in Ihrem geistigen Gepäck sein. Wenn Sie sich auf das Land, die Menschen und die Unwägbarkeiten einlassen, wird Ihr Aufenthalt ein Erlebnis, von dem Sie noch lange zehren werden.
Sitten und Gebräuche beachten!
Madagaskar ist größer als Frankreich. Auf einer Insel mit diesen Ausmaßen gibt es nicht die „Kultur“ und damit auch keine Verhaltensregeln die im ganzen Land gültig sind. Als Faustregel gilt: Die Menschen im Hochland (siehe Karte) sind zurückhaltender und reservierter als an der Küste. Doch insgesamt sind die Menschen sehr tolerant. Ein nackter Busen einer Touristin wird an keinem Strand Aufsehen erregen. Dennoch sollten Sie die Toleranz der Menschen nicht überstrapazieren.
Ein paar Dinge sollten Sie achten:
Famadiana, Fandevenana und Fasana
Der Tod ist ein fester Bestandteil der madagassischen Kultur. Ihm wird in manchen Landesteilen manchmal eine größere Bedeutung beigemessen als dem Leben. Obwohl die überwiegende Mehrzahl der Madagassen christlich ist, ist der Ahnenkult weit verbreitet und hat regionale Besonderheiten entwickelt.
Alles was mit dem Tod in Verbindung steht sollte für den Außenstehenden ein Tabu sein. Sprechen Sie das Thema nur bei Einheimischen an, die sie etwas besser kennen und nähern Sie sich dem heiklen Thema inhaltlich sehr behutsam. Beerdigungen, die Fandevenanas, sind zumeist wenig spektakulär und fallen dem Touristen selten auf. Als Famadiana wird die Totenumbettung bezeichnet. Sie findet im Hochland zumeist nach der Reisernte statt. Dann zieht im ländlichen Raum schon einmal ein ganzes Dorf in festlicher Stimmung aus, um einen Toten in seinem Grab zu besuchen und um ihm neue „Kleider“ zu bringen. Man erkennt den Festzug schon von weitem. Es wird gesungen und Musik gespielt. Auch wenn es kein trauriges Fest ist, sollten Sie den Menschen in dieser Situation Respekt entgegen bringen. Begaffen Sie den Zug nicht, halten Sie Ihre Kamera nach Möglichkeit in der Tasche und halten Sie Abstand. Vielleicht werden Sie dann sogar eingeladen, man weiß nie. Es ist an Ihnen anzunehmen oder abzulehnen.
Wer etwas vom Land sehen möchte muss sich bei den Unterkünften flexibel zeigen und bereit sein schon einmal ein Plumpsklo zu besuchen. Doch so schlimm wie Sie vielleicht glauben ist das alles nicht. Die Bandbreite an Unterkünften reicht auch in Madagaskar von luxuriös über gehoben bis „kaum zumutbar“. Der Standart der Hotels ist meist schlecht, die Matratzen alt und die Wasserversorgung für die tägliche Dusche ungesichert. Aber mit etwas Fantasie lassen sich selbst in einer schlechten Unterkunft noch schöne Tage verbringen. Wenn es kein fließendes Wasser auf ihrem Zimmer gibt, dann fragen Sie nach einem Eimer (Siny) und einem Schöpfbecher (Zinga). Dann schütten Sie sich das Wasser über den Kopf und fertig ist die Dusche Malagasy. Air Condition und Moskitonetze sind kein Standart Madagassischer Hotels. Sie sollten sich darauf einstellen .
Transportmittel
Die komfortabelste Form des Reisens ist die Kombination aus Flugzeug und angemieteten Geländewagen. Selbst dann kann Reisen noch strapaziös sein, da die Straßenverhältnisse in vielen Landesteilen sehr schlecht sind. Ein Erlebnis ist in jedem Fall eine Bahnreise. Doch auch hier gilt: Schienennetz und Züge sind alt und die Reisemöglichkeiten unsicher. 1994 gab es noch drei Personenstrecken, 2001 nur noch eine von Fianarantsoa nach Manakara. Erkundigen Sie sich bei einem zuverlässigen Reisebüro in der Hauptstadt. Am Bahnhof erhalten sie kaum Auskünfte. Die wohl verbreiteteste Form des Überlandreisen ist die Fahrt mit dem Taxi-Brousse. Dabei handelt es sich um Minibusse oder PKW die in Genossenschaften organisiert sind. Am entsprechenden Busbahnhof können Sie sich die Plätze reservieren lassen. In abgelegenen Landesteilen kann so ein Taxi-Brousse auch ein umgebauter LKW sein. Vermeiden Sie die Nachtfahrt mit dem Taxi-Brousse. Taxi-Brousse sind leider in der Nacht öfter Opfer von Raubüberfall in den letzten 5 Jahren.
Müll vermeiden, Wasser und Energie sparen!
Insbesondere beim Umweltschutz ist jeder Tourist gefordert seinen Beitrag zu bringen. In der nähe von Campingplätzen und Rastplätzen in Nationalparks findet sich oft von Besuchern entsorgter Müll. Nehmen Sie ausreichend Müllbeutel mit, sammeln Sie Ihren Müll und entsorgen ihn bitte im nächsten Ort und nicht in der Natur.
Wasserverschwendung ist ein heikles Thema im Süden. Dort ist es für die Bevölkerung oft schwierig genug sich ausreichend Trinkwasser zu beschaffen. Verlangen Sie unter solchen umständen nicht zwei ausgiebige Duschen am Tag. Halten Sie sich die Tatsachen vor Augen und sparen sie bewusst Wasser.
Energie sparen dürfte dagegen leichter fallen, da in vielen Hotelzimmern eine Lampe mit einer Glühbirne ausgestattet und vielleicht noch ein Ventilator die einzigen Energieverbraucher sind. So sollte es auch bleiben..
Die Gesundheit erhalten!
Viele Touristen machen sich nicht bewusst, dass sie sich bei Reisen in die Subtropen und Tropen einem erhöhten gesundheitlichen Risiko aussetzen. Lassen Sie sich tropenmedizinisch beraten. Der Hausarzt ist selten eingeeigneter Ansprechpartner. Dies müssen Sie sich auch wieder in Erinnerung rufen, wenn Sie nach der Reise erkranken. Der Autor spricht aus eigenen Erfahrungen. Fehlbehandlungen tropischer Krankheiten sind nicht selten. Um so wichtiger ist es, richtig vorzubeugen. Wenn Sie nach diesen Sätzen bereits eine übertriebene Angst entwickeln sollten, dann ist Madagaskar nicht das richtige Reiseland. Ihre Einstellung sollte aber eine andere sein. Bereiten Sie sich vor, verhalten sie sich vernünftig und genießen Sie den Aufenthalt. Das Motto lautet Peal it, boil it, cook it or let it be. Schäle es, koche es, brate es oder lass es sein. Außerdem sollten Sie Insektenstichen vorbeugen (Mütze, lange Hose, lameärmliges Hemd, Moskitonetz). Malariaprophylaxe wird nach wie vor von Tropenmedizinern empfohlen.
Weitere Gesundheitsrisiken : Sonnenbrand, Erkältung und Durchfallerkrankung.
Essen und Trinken, aber was?
Fürchten Sie sich nicht vor der madagassischen Küche. Sie ist vielleicht nicht sehr abwechslungsreich, aber bekömmlich und das zählt. Sie können in jedem kleinen Gasthaus, selbst im Busch, Reis mit einer Beilage erhalten. Das gesundheitliche Risiko kann größer sein, wenn Sie bei einem von „europäisch“ geführten Restaurant einkehren - Rohkost und Lagerhaltung sind das Problem. Was ist der Unterschied zwischen einen „traditionellen und einem modernen“ Restaurant?
Sie bestellen in einem madagassisch geführten Restaurant Huhn mit Reis. Eine Stunde später, kommt das essen. Der Koch musste das Huhn zuerst schlachten, daher die lange Wartezeit. Der andere Fall : Die Bedienung ist nett, der Besitzer begrüßt sie mit Handschlag. Schon 10 Minuten später haben Sie das Essen auf dem Tisch. Nur leider ist das Huhn noch leicht gefroren und halb roh. Das Tier lag schon eine Woche im Gefrierfach und war mehrfach angetaut.
Trinkgelder erhalten die Freundschaft?
Trinkgelder sind in Restaurants, in denen auch Einheimische Verkehren nicht gewöhnlich und Sie sollten es vermeiden mit großen, gönnerhaften „Geschenken“ aufzuwarten. Doch ein bescheidenes Trinkgeld ist auch in Madagaskar ein Zeichen der Anerkennung für einen guten Service. 2017 war ein Trinkgeld von 1000 ariary (30 Centsª) pro Person angemessen.
Ich zeige was ich habe!
Eine teuere Kamera um den Hals und ein goldenes Fußkettchen verziert das Bein. Touristen haben alles und können sich alles leisten. Madagassen können nicht sehen, dass Touristen vielleicht nur drei Wochen im Jahr wie die Könige leben. Vermitteln Sie zum Wohle eines gesunden interkulturellen Kontaktes und zu Ihrer eigenen Sicherheit nicht den Eindruck „wohlhabend“ zu sein. Das weckt Neid und Begehrlichkeiten.
Diebstahl und Raub vermeiden!
In den letzten Jahren ist die Kriminalitätsrate in Madagaskar gestiegen. Die Bandbreite reicht von Taschendiebstahl , vereinzelt Raub und bewaffnete Raubüberfall. Sie können einen Beitrag leisten, um das Risiko für sich und Mitreisenden gering zu halten. Tragen Sie Geld und Pässe unsichtbar für Fremde am Körper (Brustbeutel). Der Tagesbedarf an Bargeld sollte auf ein Portemonnaie und auf Ihre Hosen oder Jackentasche verteilt sein. Auffällige Uhren und Schmuck sollten Sie zu Hause lassen. Gehen Sie nach Einbruch der Dunkelheit in größeren Städten nicht mehr alleine auf die Straße. Die Städte an der Küste sind jedoch in der Regel noch etwas sicherer. Eine der gefährlichsten Stellen sind Busbahnhöfe. Achtung! Hier wird viel gestohlen. Lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeobachtet. Lassen Sie keine Wertgegenstände unverschlossen im Hotel. Ihre Personaldokumente sollten Sie immer bei sich tragen und Kopien im Koffer aufbewahren.
Smartphone und Schmuck sind die meistens geklaute Sachen in der Stadt. Touristen sind für Taschendieb die liebsten Opfer weil sie sich in der Stadt nicht auskennen.